Laktase-Präparate – eine Einführung

lacto-blog-laktase-tabletten KopieDieser Bericht richtet sich an Menschen, die gern mehr über Nahrungsergänzungsmittel mit dem Wirkstoff Laktase erfahren möchten. Ganz egal, ob Du selbst an einer Laktoseintoleranz leidest, womöglich im Familien- oder Freundeskreis Betroffene kennst oder dich einfach nur für die Thematik interessierst, in der folgenden Überschau findest Du sämtliche Informationen, die Du brauchst, um ein geeignetes Laktase-Produkt zu finden.

 

Ein Laktase-Präparat – Was ist das?

 

Laktase-Präparate sind Mittel zur Nahrungsergänzung, in denen das Enzym Laktase enthalten ist. Dabei handelt es sich um ein Enzym, das im Dünndarm produziert wird und dafür verantwortlich ist, Milchzucker (=medizinisch Laktose) in seine Bestandteile zu spalten. Als laktoseintolerant gelten Menschen, deren Dünndarm nicht dazu in der Lage ist, ausreichend Laktase zu produzieren, um diese Aufgabe zu erledigen. Die Folge besteht darin, dass betroffene Personen nach dem Verzehr von laktosehaltigen Lebensmitteln unter äußerst unangenehmen Symptomen wie Übelkeit und Schwächegefühlen, häufig aber auch starkem Durchfall leiden, der mitunter zu rapidem Gewichtsverlust führen kann. Durch den Konsum von Laktase-Präparaten ist es jedoch möglich, diesen Mangel weitgehend auszugleichen. Denn in vielen Regionen der Welt, wie etwa in Asien, verfügen die Menschen nur im Kindesalter über die Fähigkeit, genug Laktase zu bilden und sind im erwachsenen Alter fast zu 100 Prozent laktoseintolerant. Auch wenn in Europa die Menschen – aufgrund der evolutionären Entwicklung – Laktose besser vertragen, hat trotzdem ca. ein Viertel der Bevölkerung größere Probleme mit laktosehaltiger Nahrung.

 

Wie wird Laktase dem Körper zugeführt?

 

Mittlerweile stehen verschiedene Darreichungsformen zur Verfügung, die von Tabletten, über Kapseln bis hin zu Pulver reichen. Am praktischsten und wirkungsvollsten haben sich hierbei die Kautabletten herausgestellt.

 

Die Produktion von künstlicher Laktase

 

Wie erwähnt, handelt es sich bei Laktase um ein Enzym, das der menschliche Körper selbst produziert. Bei einer Laktoseintoleranz wird dieses Enzym nicht mehr vom Organismus selbst bereitgestellt und muss daher von außen zugeführt werden. Die Tatsache, dass mittlerweile eine ganze Lebensmittelindustrie existiert, die sich mit der Produktion und dem Vertrieb von Laktase-Präparaten beschäftigt, lässt erkennen, dass Laktase industriell herstellbar ist.

Grundsätzlich gibt es verschiedene Möglichkeiten der Laktase-Erzeugung. Der gängige Produktionsweg besteht darin, den Pilz Aspergillus oryzae bzw. die Hefepilzarten Kluyveromyces fragilis und Kluyveromyces lactis in einer Retorte so zu stimulieren, dass sie Laktase produzieren.

Irreführend ist bisweilen der auf den Verpackungen mancher Präparate vorhandene Hinweis, dass es sich um „Laktase in Arzneimittelqualität“ bzw. um „natürliche Laktase“ handele. Was zunächst durchaus positiv klingt, entpuppt sich jedoch schnell als Werbetrick – die Laktase solcher Produkte unterscheidet sich nämlich nicht von derjenigen anderer, da sie in jedem Fall – wie oben beschrieben – mithilfe des Pilzes Aspergillus oryzae gewonnen wird.

 

Welche Zusatzstoffe gibt es?

 

Die Frage danach, was für Stoffe zusätzlich in Laktase-Präparaten enthalten sind, dürfte für viele Menschen interessant sein. Richtig ist, dass jedem Laktase-Produkt immer auch Hilfs- bzw. Zusatzstoffe beigemengt werden. Dies geschieht in der Regel, damit die Laktase problemlos im Organismus aufgenommen werden kann, nicht verklumpt oder sich z.B. zu sehr mit der Nahrung vermischt. Häufig werden aber auch verschiedene Farb- (wie etwa Titandioxyd) und Süßstoffe hinzugefügt, wobei ihre Berechtigung aus Sicht der modernen Forschung durchaus fraglich ist, wenn nicht sogar schädlich sein kann. So haben Untersuchungen gezeigt, dass gerade Süßstoffe wie Sorbit und Xylit verstärkt Menschen Probleme bereiten, die unter verschiedenen Intoleranzen leiden. Um die Konzentration solch unerwünschter Zusatzstoffe möglichst gering zu halten, empfiehlt es sich, eher teurere Produkte zu kaufen, da diese in der Regel (Ausnahmen sind möglich) nur geringe Dosierungen der unliebsamen Füllstoffe aufweisen.

 

Vergleich des Wirkstoffgehalts verschiedener Präparate

 

Die Mengenangabe des in Laktase-Produkten enthaltenen Wirkstoffes erfolgt in der Einheit „FCC-Units“, was die Abkürzung für Food Chemical Codex ist. Wie sich immer wieder zeigt, finden sich gerade im Internet vermehrt falsche Angaben zu den einzelnen Wirkungsdosierungen. So besteht ein bekannter Irrtum etwa darin, dass 1000 FCC-Units nötig wären, um 5g Milchzucker zu spalten. Wie man jedoch aus klinischen Tests weiß, ist dafür aber die drei- bis fünffache Dosis erforderlich. Bei einem Konsum von 200ml Milch brauchte man also zwischen 6.000 und 10.000 FCC-Units (warum? Siehe Punkt „Dosierung“).

 

 

Kosten von Laktase-Produkten

 

Ein günstiger Indikator für den Preis eines Laktase-Produkts besteht im Wirkstoffgehalt. Ein Beispiel: Ein Hersteller aus Deutschland lässt sein Präparat, das 100 Tabletten mit 3.000 FCC-Units enthält, 30 Euro kosten. Gleichzeitig bietet ein ausländischer Konkurrent für 26 Euro ein vergleichbares Produkt an, das ebenfalls 100 Tabletten umfasst, jedoch lediglich die Hälfte des Wirkstoffgehalts, also 1.500 FCC-Units, enthält. Hier wäre eindeutig das unwesentlich teurere Produkt die erste Wahl, da man für einen geringen Aufpreis deutlich mehr Wirkstoff erhält.

Eine positive Tendenz lässt sich allerdings in der Wirkstoffkonzentration zahlreicher Präparate beobachten, da viele Hersteller dazu übergehen, höher dosierte Produkte zu vertreiben, die z.T. 12.000 oder 15.000 FCC-Units enthalten. So geht der Konsument auf „Nummer sicher“ und kann laktosehaltige Nahrung ohne großartiges Ausrechnen des Laktosegehaltes problemlos konsumieren.

Tatsächlich gibt es aber auch Produkte, bei denen überhaupt kein Wirkstoffgehalt angegeben ist, man würde hier aber das Risiko eingehen, die Katze im Sack zu kaufen, wovon wir natürlich unbedingt abraten.

 

Kostenübernahme durch die Krankenkasse

 

Um es ganz klar zu sagen: In Deutschland beteiligen sich Krankenkassen grundsätzlich nicht an den Kosten für Laktase-Produkte. Der Grund dafür liegt darin, dass es sich bei ihnen rechtlich um Nahrungsergänzungsmittel, nicht aber um Medikamente handelt. Zwar versuchen einige Hersteller, ihre Produkte als „Arzneimittel“ zu deklarieren, doch ändert dies nichts am juristischen Status von Laktase-Präparaten, der einzig vom Gesetzgeber definiert wird. Somit ist bisher kein einziger Fall bekannt, in dem die Krankenkassen Kosten übernommen hätten.

 

Wo bekomme ich Laktase-Produkte?

 

In Deutschland werden laktasehaltige Präparate als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben und sind somit rezeptfrei in Apotheken, Drogerien und Reformhäusern erhältlich. Selbstverständlich kann man sie auch im Internet bestellen, was vor allem dann Sinn macht, wenn man Produkte aus dem Ausland ausprobieren möchte, die in Deutschland nicht verkauft werden. Wichtig ist es aber auch hier, immer einen genauen Blick auf den Wirkstoffgehalt, die Zusatzstoffe sowie die Bezugsquelle zu werfen.

 

Häufigkeit der Einnahme

 

Obwohl Laktase-Produkte den Verzehr von Milchzucker grundsätzlich ermöglichen, sollte man berücksichtigen, dass sie trotzdem nicht als einhundertprozentiger Ersatz für körpereigene Laktase verstanden werden dürfen. Demnach sollten Menschen, die an einer Laktoseintoleranz leiden, lieber versuchen, den Konsum von Lebensmitteln mit Milchzucker nach Möglichkeit auf ein Mindestmaß zu beschränken. Falls man doch einmal in eine Situation gerät, in der man nicht um den Verzehr von Lebensmitteln mit Milchzucker herumkommt, ist es ganz wichtig, immer ein Laktase-Präparat griffbereit zu haben, da man sonst schnell unangenehme Folgen zu spüren bekommt. Es ist klar, dass manche Hersteller die Meinung vertreten, ihre Produkte könnten die körpereigene Laktase vollständig substituieren, doch liegt es nahe, dass solchen Aussagen eher wirtschaftliche Interessen als fundierte Forschungsergebnisse zugrunde liegen.

 

Art der Einnahme

 

Mach dir klar, dass Laktase nur dann seine Wirkung entfalten kann, wenn sie im Darm mit Milchzucker reagiert. Anders als bei den meisten Medikamenten, die bei regelmäßiger Einnahme über den Tag eine gewisse Konzentration im Organismus aufbauen, macht der Konsum von Laktase-Präparaten keinen Sinn, wenn man keine milchzuckerhaltigen Lebensmittel zu sich nimmt. Empfehlenswert ist daher, dem Körper bereits vor dem Beginn einer Mahlzeit
Laktase zuzuführen, damit diese bereits vor dem Milchzucker in den Darm gelangt. Sofern man längere Zeit über mit dem Essen verbringt, wie z.B. in einem Restaurant oder bei einem Bankett, sollte man nicht zögern, immer wieder Laktase einzunehmen. Bei heißen Speisen, deren Temperatur über 40 Grad Celsius liegt, gibt es allerdings das Problem, dass die Laktase nicht mehr ihr volles Wirkungspotential entfalten kann – achte also darauf, solche Situationen nach Möglichkeit zu vermeiden indem du beispielsweise die Laktase nicht über das heiße Essen streust. Nach dem Ende einer Mahlzeit bringt eine konzentrierte Einnahme von Laktase übrigens weniger bis keinen Nutzen mehr – sie wirkt wirklich nur dann, sofern sie mit Milchzucker reagieren kann.

 

Dosierung

 

Lange Zeit hat die Faustregel gegolten, dass 1.000 FCC-Units ausreichten, um 5g Milchzucker zu spalten, was etwa einem Glas Milch mit 100ml entspricht. Dieses Wirkverhältnis basierte auf Laboruntersuchungen, bei denen Messverfahren zum Einsatz kamen, für die man mit wässrigen Lösungen arbeitete. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass Laktase und Milchzucker hier grundsätzlich gut miteinander reagieren können und die Spaltung der Laktose meist problemlos gelingt. Die Erfahrungen vieler Betroffenen haben jedoch zu der Erkenntnis geführt, dass diese Werte eindeutig zu kurz greifen. Denn tatsächlich sind weitaus größere Laktasekonzentrationen nötig, um die die Laktose in der angegebenen Menge Vollmilch zu spalten, was wohl daran liegt, das Wasserlösungen einfach nicht dieselbe Konsistenz wie der z.T. dickflüssige Magenbrei haben, wo die Reaktion von Laktase und Milchzucker zwangsläufig schwieriger ausfällt.

Leider ist es kaum möglich, den genauen Milchzuckergehalt von Lebensmitteln zu kennen; verkomplizierend wirkt sich zudem aus, dass der Wirkungsgrad eben auch von deren Konsistenz abhängt – dickflüssige Lebensmittel benötigen daher stets mehr Laktase zur Spaltung. Vor diesem Hintergrund sollte man sich bei dem Konsum von Laktase-Präparaten ganz an den Grundsatz „lieber zu viel als zu wenig“ halten.

Wie erwähnt, wird durch die z.T. sehr hohen Konzentrationen von 12.000 – 15.000 FCC-Units, die moderne Präparate mittlerweile aufweisen, genau dies gewährleistet, jedoch muss man unbedingt auf die enthaltenen Zusatzstoffe achten (hier gilt: weniger Zusatzstoffe sind immer vorzuziehen).

Um auf der sicheren Seite zu stehen, sollte man zu Beginn einer Mahlzeit daher ruhig eine Dosis von 14.000 FCC-Units in Erwägung ziehen, die man dann – sofern sich die Nahrungsaufnahme über einen längeren Zeitraum hinzieht – nach etwa einer Stunde um 7.000 Einheiten erweitern kann. Sofern keine der bereits erwähnten Süßstoffe enthalten sind, besteht im Falle einer Überdosierung von Laktase kein Risiko, da hohe Konzentrationen im Organismus nicht toxisch wirken. Hat man jedoch zu wenig Laktase zu sich genommen, gibt es leider keine Möglichkeit mehr, die Beschwerden im Nachhinein durch eine vermehrte Einnahme von Laktase-Präparaten zu mildern. Kennt man sich hingegen schon sehr gut aus (hat die Speisen also schon mehrmals unter Zuführung von einer höheren Laktase-Dosierung ohne Probleme gegessen), so spricht nichts dagegen die Dosierung langsam zu reduzieren, sofern dadurch trotzdem keine Probleme entstehen. Es gilt wie immer lieber „safe than sorry“;-)

 

Rechtliche Grundlangen

 

Leider gibt es auch bei Laktase-Produkten gewisse Unklarheiten, die der Gesetzgeber bisher nicht konsequent ausgeräumt hat. Zwar ist der rechtliche Status klar definiert, so handelt es sich bei Laktase-Präparaten, wie erwähnt, eben nicht um Medikamente, sondern lediglich um Nahrungsergänzungsmittel, doch versuchen zahlreiche Hersteller mit allen Mitteln, den Eindruck zu erwecken, als handele sich bei ihren Produkten um medizinische Arznei. In der Folge finden sich in den Packungsbeilagen teils völlig verschiedene Bezeichnungen für Produkte, die letztlich denselben Wirkstoff enthalten. Denke daran: Ganz egal, ob nun „Nahrungsergänzungsmittel“, „diätisches Lebensmittel“, „Lebensmittelzusatz“ oder „apothekenpflichtiges Arzneimittel“ – in jedem der Fälle geht es um ein Laktase-Produkt. Gerade für Neukunden stellt diese Ambiguität oftmals ein Problem dar, weil man aufgrund solcher Spitzfindigkeiten schnell den Überblick verliert und die Wahl des am besten geeignetsten Präparats nahezu unmöglich wird.

 

Schlusswort

 

Laktase-Präparate bieten mittlerweile eine gute Möglichkeit, um den Konsum von Milchzucker zu ermöglichen, ohne dabei gleich von schlimmen Beschwerden geplagt zu werden. Und dennoch: Auch das beste Laktase-Produkt ist nicht dafür geeignet, die körpereigene Laktase vollständig zu substituieren. Daran ändert auch nichts, dass zahlreiche Hersteller genau das Gegenteil behaupten. Die effektivste Möglichkeit, um beschwerdefrei durchs Leben zu gehen, besteht demnach also immer noch darin, den Konsum von Milchzucker möglichst zu vermeiden. Ausschließlich dann, wenn man einfach nicht umhin kommt, laktosehaltige Lebensmittel zu essen, sollte man auf Laktase-Präparate zurückgreifen. Bei der Wahl des geeigneten Produkts solltest Du besonders auf eine möglichst hohe Dosierung sowie auf eine möglichst geringe Konzentration von Süßstoffen und anderen nicht nötigen Zusatzstoffen achten; Billigprodukte sind vor diesem Hintergrund zu vermeiden.

Wenn es Dir gelingt, diese Ratschläge zu beachten, solltest Du problemlos von den Vorteilen profitieren können, die Laktase-Präparate zweifelsohne mit sich bringen und vielen Betroffenen im wahrsten Sinne des Wortes das Leben versüßen.

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